Zu Besuch in der Holzwerkstatt von Wendt und Kühn


Heidrun Jendro arbeitet seit 37 Jahren bei Wendt und KühnHeidrun Jendro bewohnte 18 Jahre lang mit ihrer Familie das Dachgeschoss des bekannten Engelhauses an der Chemnitzer Straße in Grünhainichen. Doch die Sägerin verbindet noch weit mehr mit diesem Haus und dem Unternehmen, das hier seit über 90 Jahren seine Heimat hat. Seit 37 Jahren arbeitet sie in der Engelwerkstatt und hat in dieser Zeit eine Menge erlebt. Wir haben sie befragt, was ihre Arbeit bei Wendt und Kühn so besonders macht.
 

Frau Jendro, was macht Ihnen an Ihrer Arbeit am meisten Freude?

Heidrun Jendro: Seit 37 Jahren gehe ich jeden Morgen gern zur Arbeit. In unserem Haus fühle ich mich wirklich wohl und mag das Zusammensein und einen gelegentlichen Plausch mit meinen vielen netten Kollegen. Und natürlich liebe ich auch die Figuren von Wendt und Kühn, an deren Entstehung ich Tag für Tag mitwirke. Am liebsten schneide ich die Einzelteile der Blumenkinder, sie sind schön handlich und lassen sich gut verarbeiten.
 

Haben Sie eine Lieblingsfigur?

Der Figurenzuschnitt bei Wendt und Kühn in früheren JahrenDie Spieldose 'Frühlingsreigen' macht mir immer wieder Freude. Wie fröhlich die kleinen Kinder um den Maienbaum herum tanzen, daran kann ich mich gar nicht satt sehen.
 

Hat sich in den 37 Jahren, die Sie bei Wendt und Kühn arbeiten, vieles verändert?

 

Der gleiche Arbeitsgang bei Wendt und Kühn in den 1930er Jahren

Nein, wir fertigen immer noch sehr traditionell und legen großen Wert auf die Erhaltung alter Handwerkstechniken. Fast alles, was wir hier machen, wird nach wie vor in Handarbeit ausgeführt. Daran hat sich seit den Anfängen der Firma nicht viel geändert, und das ist auch gut so. Natürlich gibt es heute modernere Sägeblätter und Lehren, um präziser zu arbeiten.
 

Wollten Sie schon immer Sägerin werden?

Eigentlich war ich als Schleiferin vorgesehen, aber da ich Linkshänderin bin, lief die Schleifmaschine für mich sozusagen verkehrt herum. So kam ich zum Schneiden, und es macht mir sehr viel Spaß. Trotz des schnellen Arbeitstempos und des scharfen Sägeblattes, das sich nur wenige Millimeter von den Fingern entfernt dreht, habe ich mich in all den Jahren nie ernsthaft verletzt. Da ist schon eine gewisse Fingerfertigkeit gefragt.

 

Was ist die Besonderheit beim Zuschnitt der Teile?

Fingerfertigkeit am Sägetisch bei Wendt und KühnWas die Figuren von Wendt und Kühn auszeichnet, ist ihre Bewegungsfreude. Das wird durch schräge Schnitte der Drehformen erreicht, die der gewünschten Haltung entsprechend angeordnet und miteinander verleimt werden. Dies muss natürlich an der richtigen Stelle und im richtigen Winkel geschehen. Bei dem Musikantenengel gibt es allein sechs verschiedene Winkelstellungen für die Arme, dazu kommen noch 30 unterschiedliche Beinvarianten. Jeder Engel ist individuell gestaltet. So hat ein Engel mit Geige eine andere Armhaltung als einer mit Kesselpauke. Meine Aufgabe ist es, das alles genau passend zu machen.

 

Welche Erinnerungen haben Sie an die Zeit, als Sie im Dachgeschoss des Engelhauses wohnten?

Das Fachwerkhaus von Wendt und Kühn war zeitweilig auch MitarbeiterwohnungEs war eine sehr schöne Zeit bei, mit der ich viele glückliche Erinnerungen verbinde. Meine zwei Töchter haben hier ihre Kindheit verbracht und sind in diesen Räumen aufgewachsen. Nach der schwungvollen Entwicklung des Unternehmens wurde das Dachgeschoss jedoch dringend benötigt und im Zuge der Modernisierung in den Jahren 1996/97 zum Archiv und Lager ausgebaut. Der Auszug fiel uns natürlich nicht leicht, aber ich habe das Glück, nach wie vor fast jeden Tag auf das geschichtsträchtige Haus blicken zu können.
 

Die Sägelehre

Eine Besonderheit bei der Herstellung 'bewegter' Figuren ist die Verwendung der Sägelehre. Es handelt sich hierbei um kleine, immer gleich große Sperrholzbrettchen, die in eine Vertiefung im Sägetisch passen. Die Brettchen haben eingearbeitete Gegenformen, in die die zu zerschneidenden Teile gelegt werden. Sie sind sehr aufwendig herzustellen. So wird gewährleistet, dass die vorgesehenen Winkel der Schnitte immer eingehalten werden.

 

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