Temperamentvolle Tauchgänge und schwungvolle Höhenflüge


Beim Blick hinter die Kulissen unserer Werkstätten laden wir Sie diesmal ein, mit uns auf Tauchgang zu gehen. Doch zunächst möchten wir Sie zusammen mit Brigitte Stumpp auf eine Reise in die Vergangenheit entführen...
 

Wendt und Kühn - Brigitte Stumpp steigt als Akrobatin in luftige Höhen auf - ganz ohne Flügel (Foto: B. Stumpp)Ungarn, Sommer 1972: Im Zelt des weltberühmten Zirkus Probst applaudiert die Menge für eine junge Frau, die mit ihrer gewagten Artistikvorführung das Publikum ins Staunen versetzt. Strahlend verbeugt sie sich mit ihren beiden Mitstreitern vor den begeisterten Zuschauern und tänzelt mit galanten Schritten in Richtung Ausgang, um hinter dem roten Vorhang zu verschwinden.



 

 

Erst was erfolgreich durch ihre Hände gegangen ist, wird in der Malerei von Wendt und Kühn vollendet (Aufnahme von 1992).Auch heute noch, mehr als 35 Jahre später, erinnert sich Brigitte Stumpp gern an diese Zeit zurück - auch wenn sie die luftigen Höhen der Zirkuskuppel schon längst gegen einen bequemen und modernen Arbeitsplatz bei Wendt und Kühn eingetauscht hat. Doch auch hier hat ihre Tätigkeit eindeutig Tiefgang und eine Bezeichnung, die mindestens genau so interessant klingt wie Artistin: Brigitte Stumpp ist Taucherin. Von luftigen Höhen in geheimnisvolle Tiefen mögen Sie jetzt denken, aber ganz so mysteriös ist es dann doch nicht.


 

Flinke Hände sorgen bei Wendt und Kühn für den richtigen Dreh beim Abschleudern überschüssiger Farbe.Denn 'tauchen' heißt bei Wendt und Kühn nichts anderes als grundieren, also die fertig geleimten Figuren von Hand mit den ersten Farbschichten zu versehen. Dazu werden die Figuren am Sockel auf eine Tauchnadel gesteckt und kopfüber in einen Farbtopf getaucht. Die überschüssige Farbe wird anschließend mit einer gekonnten Drehbewegung, ähnlich dem Quirlen, abgeschleudert. Zwischen den Arbeitsgängen müssen die Figuren gut trocknen. Dann werden sie gekittet, um kleine Ritzen und Löcher abzudecken. Nach einem Zwischenschliff hüpfen sie nochmals ins Tauchbad: "Die meisten Figuren werden weiß grundiert, außer jene, an denen keine weißen Teile sind. Wenn die Figur überhaupt nichts Weißes hat, wählen wir meist Hautfarbe als Grundton. Sterne, Kometen und Monde werden gelb und die nachträglich angebrachten Instrumente wie Kontrabässe und Violoncelli braun getaucht", plaudert Brigitte Stumpp aus dem Nähkästchen.
 

 

Brigitte Stumpp beim 'Tauchen' - Wendt und KühnInsgesamt müssen sich die Figuren drei Mal ins Tauchbad stürzen. Dabei werden sie zweimal mit Grund und anschließend einmal mit Lackfarbe überzogen. Früher wurde nur zwei Mal getaucht, heute sind es drei Tauchgänge. Das ist zwar aufwändiger, aber die Oberfläche wird dadurch noch ebenmäßiger als bei älteren Figuren. "Wichtig ist, dass die Farbe genau die richtige Fließfähigkeit hat. Hält man diese Farbkonsistenz nicht ein, kann es zu Schlieren-, Nasen- oder Blasenbildung kommen", erzählt Brigitte Stumpp. Mit gutem Augenmaß erkennt sie ganz genau, wie die Farbe beschaffen sein muss, damit das Engelskleid später seidenglatt und faltenfrei sitzt. Nach 20-jähriger Erfahrung im Tauchen hat man das alles voll im Griff - bis auf einmal, wo die Sache mit dem Lack gründlich daneben ging: "Einmal habe ich mich beim Tauchen so ziemlich komplett mit weißem Lack übergossen - wie ein Schneemann sah ich aus. Es hat einige Zeit in Anspruch genommen, bis ich mich mit Spiritus wieder gereinigt hatte. Natürlich hatte ich die Lacher auf meiner Seite", erinnert sie sich schmunzelnd.
 

Wenn man seit 20 Jahren Engel taucht, entwickelt man eine ganz besondere Beziehung zu den geflügelten Himmelsboten. Beruflich taucht sie am liebsten die Engelmusikanten, und auch privat ist sie ein großer Freund der kleinen Figuren. Sie verrät uns augenzwinkernd: "Gerade habe ich mir den Geburtstagsengel gekauft." Besonders freut sich Brigitte Stumpp immer auf die Schautage, denn dann kann sie den Besuchern persönlich zeigen, wie die kleinen Kostbarkeiten entstehen. "Einmal war sogar Skisprunglegende Jens Weißflog in unseren Werkstätten zu Besuch. Als Sportfan war dies für mich natürlich ein ganz besonderes Erlebnis", erzählt die aktive 57-Jährige, die in ihrer Freizeit gern mit dem Rad unterwegs ist, Abfahrts- und Langlaufski fährt und auch im Fernsehen eifrig das sportliche Geschehen verfolgt - kein Wunder bei einer derart 'bewegten' Vergangenheit als Zirkusartistin.

 

Weiß grundiert warten die Figuren nach dem Tauchgang sortenrein zum Trocknen im Holzregal - Wendt und KühnZum Schluss gibt Brigitte Stumpp noch eine amüsante Story aus ihrer Zirkuszeit zum Besten, mit der sie auch ihre Kollegen schon so manches Mal zum Schmunzeln gebracht hat: "Wir haben damals zu dritt einen Zirkuswagen bewohnt. Als wir einzogen, war er ziemlich abgewohnt und so haben wir ihn zwischen den Vorstellungen etwas hergerichtet. Innen hatten wir verschiedenen Regale und andere Möbel aufgestellt und uns nichts dabei gedacht. Als wir das erste Mal umzogen, wurden wir ohne viel Federlesens einfach angekoppelt und los ging es. Keiner hatte uns Tipps zum Verzurren der Möbel gegeben und so wurde unser Wagen auf der Fahrt über die ungarischen Landstraßen ganz schön durcheinander gewirbelt: Bilder und Regale fielen von der Wand, die Blumenvase tanzte und die Sitzgruppe bewegte sich in den Kurven wie auf einem Schiff, immer von einer Seite zur anderen. Ein unvergessliches Erlebnis, das mir immer in Erinnerung bleiben wird." Mit Ihrer Arbeit bei Wendt und Kühn sorgt Brigitte Stumpp heute dafür, dass die kleinen Engel ein Leben lang süße Erinnerungen an glückliche Kindertage wecken.

 

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