Bunte Märchen im großen Schrank von Wendt und Kühn


Grete Wendt vor dem Musterschrank, den sie 1920 in Auftrag gegeben hatAlle Besucher, die schon einmal in den Werkstätten von Wendt und Kühn in Grünhainichen zu Gast waren, kennen es, das wohl berühmteste Zimmer des Hauses: das Musterzimmer mit dem großen Musterschrank. Gleich rechts, wenn man das alte Fachwerkhaus betritt, führt bereits seit über 90 Jahren eine Tür zu diesem Raum, der seit Jahrzehnten die größten Schätze der Manufaktur sicher verwahrt. Das Herzstück des Musterzimmers ist der große Musterschrank, der kurz nach der Firmengründung zu den ersten Anschaffungen des jungen Unternehmens zählte. Der Schrank war das erste firmeneigene Mobiliar und ist bis heute aus unseren Werkstätten nicht wegzudenken.

 

 

 

 

 

Der Musterschrank heute in dem 1997 neu eingerichteten Musterzimmer von Wendt und KühnDer Musterschrank, den Grete Wendt einst bauen ließ, steht noch immer an der gleichen Stelle wie einst. Längst müsste er erweitert werden, doch gerade seine altehrwürdige Aura macht ihn so besonders. Er zeigt Besuchern einen Teil der Figurenwelt von Wendt und Kühn. Und wie es war, so blieb es auch: Wie vor einem weit geöffneten Buch steht der Besucher und staunt. Nichts haben die schönen Dinge des Wendt'schen 'Spiel- und Tändelkrams' von ihrer Wirkung eingebüßt. Auch wenn wir immer von unserem großen Musterschrank sprechen, so ist der Große dennoch zu klein, um all die Figuren und Spieldosen aufzunehmen, die seit Firmengründung entstanden sind.

 

Der Musterschrank hinter einem Blumenmeer zum 25. Firmenjubiläum 1940 von Wendt und KühnViele ungewöhnliche Dinge entdeckt man beim staunenden Blick in den Schrank, Modelle und Muster, die so heute nicht mehr gefertigt werden und die doch die große Motivvielfalt der Welt von Wendt und Kühn zum Ausdruck bringen. Einige hundert verschiedene Schöpfungen der Werkstätten beherbergt der große Schrank: Engelmusikanten, Blumenkinder, Soldaten, Märchenfiguren und vielerlei Kostbarkeiten mehr. In dicken Zeichnungsmappen und im Archiv schlummern noch viele hundert weitere Entwürfe und warten darauf, eines Tages als hölzerner Geselle oder zauberhafte Spieldose einen Platz in eben diesem Musterschrank zu finden.

 

 

Das Musterzimmer wurde auch als Büro genutzt: Hier mit Gertrud Hunger in den 1930er Jahren. - Wendt und KühnDamit ist er eine solide Konstante im Hause Wendt und Kühn. Viel hat sich verändert in den Jahren seit seiner Anschaffung, doch der Musterschrank bleibt. Das alte Verlegerhaus wird heute nicht mehr als Wohnung genutzt, sondern beherbergt die Büros der Werkstätten und ein schönes Ladengeschäft. Auch der Raum, in dem der große Musterschrank steht, dient heute ausschließlich als Musterzimmer.

 

 


 

 

Der Musterschrank von Wendt und Kühn Anfang der 1990er Jahre

Früher wurde er auch als Büro genutzt, in dem Aufträge aus aller Welt bearbeitet wurden. "Ich erinnere mich noch an die große Weltkarte, die im Musterzimmer hing und die ich als Kind immer mit großen Augen betrachtete.", erzählt Tobias Wendt, der damalige Geschäftsführer der Werkstätten. "Auf der Karte steckten unzählige Stecknadeln, die unsere Kunden in aller Welt symbolisierten." Früher waren die drei Glastüren des Musterschrankes übrigens mit Stoff bespannt, sodass sein geheimnisvoller Inhalt im Verborgenen lag. Wenn man die Türen öffnete, ging ein "Ah...." und "Oh...." durch den Raum und die Besucher verspürten ein geheimnisvolles Kribbeln beim Anblick der Schätze. Heute ist der Inhalt des Schrankes für jedermann sichtbar, denn bereits vor vielen Jahren wurde der legendäre Karostoff, der die ganze Sache so spannend machte, entfernt.
 


1997 wurden die Vorräte im Zwischenboden des Musterschrankes entdeckt. - Wendt und Kühn1997 wurde das alte Fachwerkhaus, in dem sich das Musterzimmer befindet, liebevoll restauriert. Dabei wurde auch der alte Musterschrank von erfahrenen Fachleuten zerlegt und neu aufgebaut. Er erhielt einen neuen Farbanstrich sowie eine Innenbeleuchtung und erstrahlt seither in altem neuen Glanz. Bei diesen Restaurierungsarbeiten kam noch etwas ganz anderes zum Vorschein: In den Hohlräumen der unteren Ebene des Schrankes fand man verschiedene Vorräte - Mehl und Zucker ganz links, in der Mitte mehrere Flaschen Wein und rechts den Hochprozentigen. Der Wein aus den Jahren 1935 bis 1938 trug die Aufschrift 'Oliv' und 'Grete'. Die beiden Damen hatten die Vorräte wohl 1945 als stille Reserve versteckt, sie nach dem Krieg jedoch einfach vergessen - schließlich gab es Wichtigeres zu tun: Grete Wendt musste sich um Material für die Fortführung der Produktion kümmern, es musste Heizmaterial für die Werkstatträume beschafft werden und auch die neue Situation nach dem Krieg galt es zu bewältigen. Der Musterschrank indes überdauerte auch diese Zeit und symbolisiert den verantwortungsvollen Umgang mit dem Erbe der Gründerinnen Grete Wendt und Grete Kühn sowie der Gestalterin Olly Wendt. Im Zuge der Rekonstruktion 1997 wurde nicht nur der Musterschrank, sondern das gesamte Musterzimmer neu gestaltet. Viele zusätzliche Ausstellungsvitrinen, in ihrem Äußeren dem Charakter des Musterschrankes angepasst, ergänzen seitdem unseren Ausstellungsraum und präsentieren zahlreiche weitere Entwürfe, die im großen Musterschrank keinen Platz mehr finden. Aber auch diese zusätzlichen Ausstellungsflächen reichen bei Weitem nicht aus, um alle Entwürfe zu zeigen, die seit der Firmengründung 1915 im Hause Wendt und Kühn entstanden sind. Wie groß ein solcher Schrank sein müsste, in dem alle Entwürfe Platz finden? Das wird wohl für immer ein Rätsel bleiben, denn es sind etwa Tausend Artikel, die dann gezeigt werden müssten. 

 

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